Parkinsons Gesetz - und das tägliche Streben nach mehr Zeit.

Eigentlich haben wir alle genau gleich viel Zeit – 24 Stunden am Tag. Einen grossen Teil dieser Zeit nehmen wir für unsere Arbeit in Anspruch – oft mehr, als wir müssten. Denn die Theorie, die der Marinehistoriker und Autor Cyril Northcote Parkinson 1955 zum ersten Mal formuliert hat, betrifft uns alle[i]. "Es ist eine alltägliche Beobachtung, dass sich die Arbeit so ausdehnt, dass sie die für ihre Erledigung zur Verfügung stehende Zeit ausfüllt“ beobachtete Parkinson damals im Zusammenhang mit dem britischen Beamtentum. "Parkinsons Gesetz" hat bis heute Bestand. Es gilt nicht nur für das scheinbar unendliche Arbeitspotential staatlicher Bürokratien und grosser Unternehmen, sondern für jeden von uns.

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Herbert Keller
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Computer, das Internet, die Cloud, sie alle machen es möglich, Aufgaben um ein vielfaches schneller und effizienter zu erfüllen, als noch vor wenigen Jahrzehnten. Der technische Fortschritt im 20. Jahrhundert und anfangs dieses Jahrhunderts war riesig. Nach dem zweiten Weltkrieg, bis in die 70er-Jahre verzeichneten die meisten der G-7-Länder einen riesigen Wachstumsschub. Die grösste Beschleunigung aber kam mit dem Einzug des Computerzeitalters: Nach 1990 beschleunigte sich die Produktion und übertraf sogar die Wachstumsrate von vor 1973. Nicht mithalten konnte aber in dieser Zeit die Freizeit für die meisten Beschäftigten. Dafür stieg deren Lebensstandard stetig an: Die meisten Verdiener nutzten die Produktivitätssteigerung um sich materiell besser zu stellen – sprich: Dinge anzuschaffen. Der Materialismus behielt die Oberhand. Doch dass unsere materiellen Ansprüche über die Jahrzehnte immer grösser wurden, ist nicht der einzige Grund, dass wir so viel arbeiten. Die Arbeit dehnte sich aus, um die verfügbare Zeit zu füllen. Das geschieht nicht nur in der Industrie, sondern auch im privaten Bereich.

 

Mehr Arbeit, trotz arbeitssparender Technologie

Juliet Schor, Wirtschaftswissenschaftlerin und Autorin untersuchte das Phänomen der sich ausdehnenden Arbeit am Beispiel der amerikanischen Hausfrauen im letzten Jahrhundert. Gemäss ihrer Studien arbeiteten amerikanische Hausfrauen im Jahr 1920 volle 51 Stunden im Haushalt. In den 50er-Jahren stieg die Arbeitszeit auf 52 Stunden pro Woche und in den 60er-Jahren gar auf 53 Stunden. All die unzähligen modernen Haushaltmaschinen, die in der Zwischenzeit verfügbar geworden waren, halfen nichts: Die arbeitssparende Technologie konnte die Ausdehnung der Arbeitszeit nicht verhindern.

Was war geschehen? Der Journalist und Autor Derek Thomson hat versucht die Frage zu beantworten. Seine Erklärung[ii]: Modernere Technologie bringt höhere Erwartungen - und höhere Erwartungen verlangen nach mehr Arbeit. Das Aufkommen der modernen Haushaltgeräte habe unter anderem neue Sauberkeitsnormen geschaffen - für Wohnumgebungen, Kleidung und für uns selbst, sagt Thomson. Die neuen Normen wiederum brachten mehr Arbeit: Waschmaschinen und Trockner steigerten die Erwartungen an saubere Kleidung und liessen die Menschen mehr neue Kleider kaufen; im Haushalt gab es daher mehr Wäsche zu waschen, zu trocknen und zu falten: Arbeit, Arbeit, Arbeit.

Übrigens: Die Dauer der Hausarbeit nahm erst ab, als in den 60er Jahren immer mehr Frauen ausserhalb des eigenen Haushalts einen Beruf fanden und schlicht und einfach nicht mehr gleichviel Zeit in ihren Haushalt investieren konnten, wie vorher.

 

Von sich ausdehnender Arbeit zu sich ausdehnender Freizeit im Homeoffice

Womit wir wieder bei Mr. Parkinson wären. Wer länger arbeitet, hat oft das Gefühl, ein besserer Angestellter zu sein. Die Idee, dass ein Job, der länger dauert, zu einem besseren Resultat führt, ist immer noch verbreitet. Allerdings hat der Umzug ins Homeoffice dazu geführt, dass es nicht mehr ganz so einfach ist, Präsenz zu markieren, und so ist es durchaus wahrscheinlich, dass sich Parkinsons Gesetz im Home-Office nicht so leicht anwenden lässt, wie am Arbeitsplatz am Geschäftssitz. Der Übergang von sich ausdehnender Arbeit zu sich ausdehnender Freizeit (von der niemand weiss) kann im Homeoffice durchaus fliessend sein. Das ahnen auch zahlreiche Chefs, die sich jetzt darum bemühen, ihr Personal wieder zurück ins Geschäft zu holen. Eine aktuelle Studie von Yougov und LinkedIn unter 2000 Führungskräften aus elf Ländern zeigt[iii], dass zum Beispiel in Deutschland gut ein Drittel der Managerinnen und Manager (37 Prozent) negative Folgen für ihr Unternehmen befürchten, wenn sie Mitarbeitern flexibles Arbeiten ermöglichen. Gemäss Parkinsons Theorie sind diese Sorgen allerdings unbegründet: Schliesslich funktioniert das Gesetz, weil viele Mitarbeiter länger an einer Aufgabe arbeiten, als sie dafür brauchen – oft, weil sie die Zeit für den Job falsch eingeschätzt haben. Wenn sie also ihre Aufgaben schneller erledigen, als geplant, kann eigentlich niemand einen Schaden davon tragen – auch wenn diese Mitarbeiter den Rest der Zeit im Home-Office weniger produktiv sind.

 

Den Punkt finden, um einen Punkt zu machen

Die menschliche Produktivität verläuft nicht linear. Davon können wir alle ein Lied singen. Am Anfang einer Aufgabe, geben wir uns mehr Mühe, können uns besser konzentrieren und arbeiten effizienter als nach zwei, drei oder 6 Stunden. Nach einer gewissen Zeit zahlt sich die zusätzliche Anstrengung nicht mehr wirklich aus. Das ist der Punkt, an dem man einen Punkt machen sollte – um den Nutzen zu maximieren und die Kosten zu minimieren. Das gilt nicht nur Einzelpersonen sondern ganz besonders auch für Unternehmen.

Gemäss Parkinson führt eine Wachstumsrate von sechs Prozent für Verwaltungsstellen in einer Organisation dazu, dass das Unternehmen früher oder später sterben wird – weil die gesamte Belegschaft in der Bürokratie beschäftigt sein wird und niemand mehr in der Produktion – was für Unternehmen wichtig ist, für ständig wachsende öffentliche Verwaltungen eher eine Nebensache.

 

Zeit ist eine der wertvollsten Ressourcen der Welt

Parkinson sprach mit seiner Theorie die Effizienz im Umgang mit der Zeit an. Wenn es um Produktivität geht, kommen zahlreiche andere wichtige Faktoren ins Spiel[iv]. Im Grunde geht es darum, wie effektiv ein Unternehmen all seine Ressourcen kombiniert und nutzt, um damit ein möglichst gutes Resultat zu erzielen. Zu diesen Ressourcen gehören auch der Unternehmergeist und die Kreativität der Business-Leader, aber auch die Zeit, die sie für Innovationen und mutige Geschäftsideen aufwenden können. Wir bei UMB sind davon überzeugt, dass Zeit eine der wertvollsten Ressourcen der Welt ist. Zeit ist der Rohstoff, um aus guten Ideen grosse Projekte zu machen. Deshalb kreieren wir Zeit mit intelligenten IT-Lösungen. Indem wir unseren Kunden mehr Zeit geben, helfen wir ihnen, ihre Kernkompetenzen kontinuierlich zu stärken und aussergewöhnliche Ergebnisse zu erzielen.

 

[i] Parkinsonsche Gesetze

[ii] Why Americans Are Always Running Out of Time - The Atlantic

[iii] Yougov-Umfrage: Deutsche Manager befürchten Bummelei im Homeoffice

[iv] Difference Between Productivity and Efficiency (with Comparison Chart) - Key Differences